Chronik von Potzwenden

aufgeschrieben von Heinrich Böning, Potzwenden (ca. 1939)

(in kursiv dargestellte Texte wurden ergänzt. Unleserliche Worte wurden weggelassen und durch … dargestellt).

Vertreter der politischen und Realgemeinde
Bis zum Jahre 1895 war in Potzwenden noch kein Bauermeister. Der Bauermeister Friedrich Meyer in Falkenhagen war auch Bauermeister von Potzwenden; jedoch waren beide Gemeinden selbständig.

In Potzwenden wurden die inneren Angelegenheiten durch den Beigeordneten verwaltet. Nach einer alten Urkunde wurde hier in Zeiträumen von 2-3 Jahren ein Vorsteher gewählt. Dieser wurde alle 6 Jahre neu gewählt. Zu Anfang der siebenziger Jahre war es K. Büermann, dann Heinrich Böning, darauf folgte Fritz Huch.

Als am 15.11.1895 Heinrich Böning das Amt des Bauermeister übernahm, war die Tätigkeit des Beigeordneten, der im genannten Jahre Wilhelm Wendhausen war, fast erloschen. Dieser Heinrich Böning. geb. 20.10.1839, trat im Herbst 1919 sein Amt an seinen Sohn Heinrich B., geb. 6.2.1868. ab. Im Herbst 1933 kam wieder dessen Sohn Heinrich B., geb. 20.02.1903, in das Bauermeisteramt.

Er war noch nicht lange im Dienste, da wurde der Titel verändert. Zuerst sollte es Dorfschulze heißen, dann wurde die Bezeichnung Bürgermeister für immer festgesetzt.

Im Jahre 1885 wurde der erste H. Böning als Kreistagsabgeordneter für etwa 6 umliegende Dörfer auf 3 Jahre gewählt. Infolge dieser Eigenschaft kam auf seine Anregung die durch unser Dorf führende Kreisstraße zustande. 1894 baute Potzwenden die durch das Ricklingeröderfeld führende Straßen-Strecke. 1896 wurde der Teil von der Falkenhägener Grenze bis zum Dorfe, 1897 das Dorf selbst und 1898 die Strecke unterhalb des Dorfes gebaut. Es kam zu einem Verwaltungsstreitverfahren zwischen den Gemeinden Gr. Lengden und Potzwenden.

Die Ricklingeröder Länderei, früher jedenfalls ein Gutsbezirk, sollte für immer endgültig zur Gemeinde Potzwenden oder zur Gemeinde Gr. Lengden gelegt werden. Der Kreisausschuß entschied, daß diese Länderei nach Potzwenden eingemeindet werden solle. Auf die Berufung der Gemeine Gr. Lengden hob der Bezirksausschuß diesen Entscheid auf und erklärte die Zulegung dieser Länderei zur Gemeinde Gr. Lengden. Potzwenden mußte nun die seit 5 Jahren gestundeten Steuern der Gemeinde Gr. Lengden nachzahlen und die Baukosten des Straße selbst tragen.

Wir gehen nun einige Jahrzehnte zurück. Genannte Länderei, die im Eigentum des Domänenfiskus stand, soll vor etwa 200 Jahren Gr. Lengdener Bauern in Pacht gehabt haben. Schriftlich nachweisen läßt es sich wohl nicht, wohl aber, daß es die Potzwender Bauern in Pacht hatten.

Nun wollte der Fiskus diese Länderei, etwas über 100 Morgen groß, verkaufen. Durch Vermittlung des Amtshauptmannes Grote in Reinhausen gelang es den Potzwender Bauern, diese Länderei käuflich zu erwerben. Diejenigen Grundstücke, die ein jeder vorher in Pacht gehabt hatte, gingen auch in sein Eigentum über. Teipel hatte 2 Teile.

Am 1. Oktober 1876 mußten sämtliche Hofbesitzer nach Hannover, um bei der Hauptbezirkskasse in Hannover den Kaufpreis zu zahlen. 21600 RM mußten im Ganzen bezahlt werden.

Einige Wochen vorher war in unserer Gegend das erste Manöver. Auch Potzwenden war mit Infanterie und Kavallerie belegt.

Die Umgebung des Dorfes, sowie auch das Dorf selbst, hat sich namentlich in den letzten 50 Jahren viel verändert. Vorher schon war der nach Falkenhagen führende Kommunalweg, der in den jetzigen hohlen Graben am Rundenbusche und um hohlen Wege entlangging, aufgehoben und auf das angrenzende Günthersche und das jetzige Böningsche Land verlegt. Die Landabgeber erhielten dafür eine Entschädigung in Grundslücke: Günther den Garten im Dorfe und Böning, damals Andreas Günther, einen Anschnitt von der Wiese im Dorfe an seinen Obstgarten. An dieser Stelle soll gleich bemerkt werden, daß noch im Anfange des vorigen Jahrhunderts der Gemüsegarten des Böning auf der nordöstlichen Seite des Obstgartens lag, jetzt durch eine Erhöhung gekennzeichnet.

Im Dorfe selbst, namentlich da, wo jetzt Gärten sind, hatte jeder seinen Weideland. Die Weiden wurden später abgehauen und an ihre Stelle Zwetschenbäume gepflanzt. Die Zwetschen wurden von den Realgemeindeberechtigten gemeinschaftlich geerntet.

Auf einem der Zwetschenstände am nördlichen Ausgange des Dorfes, baute sich der Leineweber Friedrich Teipel, der von dem jetzigen Wendhauseschen Hofe stammte, mit seiner auf dem Karl Büermannschen Hofe geborenen Frau im Jahre 1859 ein Haus, das aber von dessen Schwiegersohn Heinrich Klapproth im Jahre 1913 an eine Frau Diederich in Holzerode verkauft wurde.

Ums Jahr 1885 wurden die Eichen am östlichen Abhänge des Potzwenderberges über dem Teipelschen Hofe vom Fiskus abgehauen und von diesem der Grund und Boden der Gemeinde Potzwenden überwiesen. Hierfür trat die Gemeinde Potzwenden die alten Mergelgruben mit Umgebung an den Fiskus ab. Das Tauschobjekt hatte eine Größe von 3 h.

Zu gleicher Zeit wurde die Gemeinde für Hütungsberechtigung auf dem Potzwenderberge, sowie für Brennholzleseberechtigung in Form von Grundstücken ebenfalls auf dem Potzwenderberge entschädigt.

Obgleich alle Gemeinden hiesiger Gegend verkoppelten, ist es in Potzwenden zu einer Verkuppelung heute noch nicht gekommen. Die ersten Verkoppelungen in unserer Gegend fanden in unserer Umgebung um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Ebergötzen und Bischhausen statt. In Mackenrode wurde dieselbe ums Jahr 1875 durchgeführt. In Falkenhagen wurde 1879 der Antrag auf Verkuppelung gestellt. Im Herbst 1882 wurden hier die neuen Pläne überwiesen. Diese Verkuppelung ist auch für Potzwenden von Bedeutung, da dessen Bauern größtenteils in der Falkenhagener Feldmark Ländereien besitzen. 1885 wurden in Sattenhausen die neuen Koppeln überwiesen. Auch hieran waren die meisten Potzwender Bauern beteiligt. Endlich entschloß sich auch Landolfshausen zur Verkuppelung. 1892 fand daselbst die Überweisung der Pläne statt. Zu Anfang der 70-er Jahre war in Landolfshausen bereits die Teichwiese verkoppelt. Die Verkuppelung der Nachbarfelder merken wir. deshalb erwähnt, weil die meisten Potzwender in denselben Grundbesitz haben.

Immer war mit der Verkuppelung die Gemeinheitsteilung verbunden. In Potzwenden wurde die Gemeinheitsteilung ohne Verkuppelung vorgenommen. Es wurden die bislang im gemeinsamen Eigentum der Realgemeinde befindlichen Grundstücke an die Realberechtigten gleichmäßig verteilt und als Eigentum eingetragen. Unter die Verteilung fiel eine einige Morgen große Fläche um den Fuhrbrunnen herum.

Wasserleitung
Die Wasserverhältnisse ließen hier in früheren Jahren viel zu wünschen übrig.

Christoph Teipel wollte in seinem Garten am südlichen Giebel seines Wohnhauses einen Brunnen graben. Der Brunnen war schon tief, als er endlich Wasser fand, da verschwand es wieder zwischen den Sandfelsen. Im Jahre 1848 legte der damalige Heinrich Teipel eine Wasserleitung vom Fuhrbrunnen nach seinem Hofe an. Die dazu benötigten Tonrohre holte er von Groß Almerode. Er hatte aber viel Arbeit mit der Leitung, da die Rohre oft schadhaft waren.

Auf den Höfen Nr. 3 und Nr. 8 waren damals Brunnen vorhanden. Der schwarze Brunnen, ein Gemeindebrunnen vor dem Böningschen Hofe ist eine starke Quelle, liefert aber kalkhaltiges Wasser.

Im Herbst 1905 wurde die Gemeindewasserleitung beschlossen. Wegen Meinungsdifferenzen konnte sie erst im Juli 1906 dem Betrieb übergeben werden. Die Erdarbeiten wurden von August Rink in Gelliehausen und die Rohranlagen vom Kupferschmidt Margraf in Göttingen ausgeführt.

In den ersten Jahren funktionierte alles gut. In den letzten Jahren trat namentlich im Herbst viel Wassermangel ein. Die Ursache war wohl neben Trockenheit ein vermehrter Viehbestand.

Unglücksfälle und auftretende Krankheiten
Im Nachwinter 1882 trat hier eine Diphtherieepidemie auf. Derselben fiel ein 15 jähriger Junge zum Opfer (am 30. 11.1882 Minna Huch im Alter von 2 Jahren, am 1.03.1883 der 15-jährige Julius Kähne, ledig in Potzwenden). Im Herbst 1892 herrschte diese Krankheit wieder hier. Diesmal starben an derselben 3 kleine Mädchen (Luisa, Friederike Büermann im Alter von 5 Jahren,1 Monat, 25 Tagen und Friederike, Emalie, Minna Büermann mit 1Jahr, 3 Monaten, 22 Tagen sowie ein Huch mit 12 Jahren, 6 Monaten, 11 Tagen).

Seit Menschengedenken war Pot/wenden vom Feuer verschont geblieben. Am 1. April, am grünen Donnerstage, 1926 morgens 5 Uhr, erscholl Feueralarm, es brannten die Wendhausenschen Scheunen vollständig nieder. Die Entstehungsursache ist heute noch nicht geklärt.

In der Nacht vom 21.-22.Oktober 1934 standen plötzlich die Scheunen des H. Böning in Flammen. Diese sowie die Dächer des Schweinestalles und des Kuhstalles und das Kaufmannsche Haus brannten ab.

Am Mittag des 9. Mai 1938 erscholl wieder Feueralarm. Die Huchsche Scheune, sowie das Dach des an der Gasse sich entlangziehenden Stalles wurden ein Raub der Flammen. Die Entstehungsursache ist bekannt.

Wirtschaft
Der Ackerbau wurde ums Jahr 1800 fast mit Ochsen betrieben, nur auf dem jetzigen Hofe Nr. 10 hatte der Besitzer Andreas Meyer Pferde. Sein Nachfolger ging aber zur Ochsenhaltung über. Später legte sich der Besitzer auf dem Hofe Nr. 3 Pferde zu.

Dann ging Heinrich Teipel zu Pferden über. Auf den Höfen Nr. 3.8-10 hat sich der Betrieb mit Ochsen lange gehalten. So wurden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts 15 Arbeitsochsen gezählt. Die Anzahl der Pferde betrug um diese Zeit nur 4 Stück. Heute ist kein Arbeitsochse mehr vorhanden. Dagegen gibt es 20 Pferde.

Das Rindvieh ist in den letzten 50 Jahren fast aufs 3fache gestiegen.

Die Zahl der Schweine ist noch stärker gewachsen. Ein Fall für die wenig beachtete Schweinehaltung ist, daß ein Besitzer namens Renneberg auf dem Hofe Nr. 5 wenn er im Winter 1850 die Schweine abgeschlachtet hatte, einige Monate kein Schwein im Stalle hatte. ???

Die Erträge des Bodens konnten sich noch am Ausgange des vorigen Jahrhunderts mit den heutigen nicht messen. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fing man an Kunstdünger anzuwenden. War das Bruttoeinkommen aus der Landwirtschaft im Verhältnis zu heute nicht hoch, so waren die Ausgaben auch nicht groß.

Die erste Maschine, die hier zur Anwendung kam, war die Häckselschneidemaschine, die erste derselben schaffte sich Heinrich Teipel in den 60erJahren des vorigen Jahrhunderts an, sie wurde mit der Hand gedreht. Etwa 10 Jahre später kamen diese Maschinen hier auf fast allen Bauernhöfen in Gebrauch, sie lösten die alten Schneideladen ab.

Das Dreschen wurde etwa bis 1880 mit dem Flegel besorgt. Nur vereinzelt wurde die Dampfdreschmaschine oder eine kleine Handdreschmaschine in Betrieb genommen. Die erste Breitdreschmaschine mit… betrieb legte sich der Bauer Heinrich Teipel hierselbst im Jahre 1877 zu. Bis dahin waren diese Maschinen in unserer Gegend noch fast unbekannt.

Die alte Flachsbreche kam in diesen Jahren auch in die Rumpelkammer, sie wurde durch eine Handmaschine ersetzt.

Der Flachsbau
Die Stoffe zu unserer Kleidung, die heute fast sämtlich gekauft werden, wurden früher in der Wirtschaft meistens selbst erzeugt.

Nicht nur sämtliche Hemden wurden aus Leinen angefertigt, sondern für den Sommer auch Leinenhosen. Leinenjacken, blau gefärbt, welche durch die Hannoverschen Kürassiere bei uns eingeführt sind, sind hier lange getragen. Sie traten an die Stelle der kurzen blauen Leinenkittel. Ums Jahr 1890 gab es noch solche. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kittel getragen, die bis unter das Knie reichten.

Wenn der Flachsanbau heute von untergeordneter Bedeutung ist, einige Jahrzehnte ganz brach gelegen hat, so stellen wir ihn doch wegen seiner Bedeutung, die er vor 100 Jahre hatte, voran.

Damals hatte ein Bauer von 50 Morgen vielfach 1 Morgen Flachs. Der Spätflachs wurde im Juni, der Frühflachs im April gesät. Wenn der Flachs aufgegangen war, wurde er durch Krauten vom Unkraut befreit. Ein in Blüte stehender Flachsacker sieht schön aus.

Wenn der Flachs reif war, begann seine Hauptarbeit. Er wurde gerauft, dann auf der Scheune von seinen Knoten durch Riffeln getrennt. Die Fasern kamen dann auf etwa 14 Tage in die Röthe. War er nun auf der Wiese trocken und weiß geworden, so kam er über die Seite, denn es gab vorläufig wichtigere Arbeiten.

Im späten Herbst aber, wenn ein freundlicher Tag war, wurde er im Freien ausgebreitet und geböhnt (geschlagen). Das Handgerät hierzu nannte man Traute. Nun wurde der Flachs gebrochen (später maschinell), geschleppt, gehechelt, wieder geschleppt und wieder gehechelt. Nun kam er in die Spinnstube.

Man hat diese Bezeichnung mit herüber genommen in die heutige Zeit und versteht darunter eine gesellige Zusammenkunft von Frauen und jungen Mädchen. Eine Spinnstube aber, wie man sie vor 100 Jahren kannte, sah so aus: Eine Rüböllampe hing in der Mitte des Zimmers. Um dieselbe bildeten die Frauen oder Mädchen mit ihren Spinnrädern einen Kreis. Das Spinnen ging munter fort, weil nicht nur frohe Reden, sondern auch frohe Lieder es begleiteten. Junge Mädchen bekamen allabendlich Besuch von den jungen Burschen im Dorfe, die vielfach Handharmonika spielten.

So poesievoll ging es bei dem Spinnen nicht immer zu. Es wurde auch besorgt von den älteren Frauen in der Familie. Man hielt sich auch Lohnspinnerinnen, welche, wenn die außer der anspruchslosen Kost täglich 15 G verdienen wollten, rasch treten mußten.

Nun kam das gesponnene Garn auf den Webstuhl. Fast in jedem Hause stand ein solcher. Entweder webte der Bauer selbst oder er nahm sich einen Leineweber. Die Webstühle sind jedoch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aus den Bauernhäusern verschwunden, nur die berufsmäßigen Leineweber trieben noch jahrzehntelang in ihrer Wohnung für fremde Leute und für sich ihr Handwerk.

Das graue Leinwand kam nun auf die Bleiche. Hier wurde es dadurch, daß Sonnenschein und Regen, und wenn letzterer fehlte das Begießen mit Wasser an seine Stelle trat, mit einander abwechselten, in einigen Wochen schneeweiß. Nun wanderte es in den Koffer der Hausfrau.

Fleischzerkleinerung beim Schlachten
Bis etwa ums Jahr 1900 wurde das Fleisch auf einem kreisrunden ½ m dicken Klotz von 1½ m Kreisdurchmesser mit sogen. Stutzeisen zerkleinert. Die gewerbsmäßigen Schlachter in den Städten bedienten sich aber damals schon der Wiegemesser. Kaum hatten diese sich auf den Dörfern bei den Hausschlachtungen eingebürgert, so wurden sie auch schon wieder durch die Fleischmaschinen abgelöst. Durch die Einführung der elektrischen Maschinen hat auch die Stunde der mit der Hand gedrehten Fleischmaschinen geschlagen.

Im Sommer 1939 schlossen sich 5 Familien in Potzwenden zusammen und schafften sich eine mit einem Elektromotor betriebene Fleischmaschine an.

Bis vor einigen Jahrzehnten bestand noch die 3 Felderwirtschaft. Als Winterfrucht muß meistens Roggen angebaut werden, da der Potzwenderberg und das Rodeland, sowie die Äcker um den Dachsberg herum sich nicht zum Weizenanbau eignen. Als Sommerfeld wurde neben Hafer ein kleiner Teil Sommergerste angebaut, da die Wintergerste nicht gut von den … zu befreien war. Als jedoch 1923 hier eine genossenschaftliche größere Dreschmaschine mit vorzüglicher Reinigungsmaschine angeschafft wurde, ging man zum Anbau der Wintergerste über. Diese hat den Vorteil, daß sie noch vor der Roggenernte geerntet werden kann, bei guter Düngung auch einen reichen Körnerertrag liefert.

Sie wird meistens als Brachfrucht gesät. Bis vor etwa 80 Jahren kannte man als Brachfrucht nur Kartoffeln, Runkeln, Flachs und Klee, letzterer war schon länger eingeführt.

Viele Äcker, namentlich die bergigen wurden zur Schwarzbrache bestimmt. Auf diese Brache kam als Dünger im Sommer das Schaflager. Auch wurde der Schafmist darauf gefahren. Mit dem ums Jahr 1900 in den Ruhestand tretenden Schafmeister Friedrich Wendhausen hörte in Potzwenden die Gemeindeschäferei auf.

Die Dreifelderw. hörte nun nach und nach auch auf. Wo früher als Brache bearbeitete Äcker waren, sieht man jetzt meistens im Sommer wogende Roggenfelder.

Ein Gemenge von Bohnen, Erbsen und Wicken, Kauhzeug ??? genannt, wurde seit Mitte des vorigen Jahrhunderts auch angebaut. Heute sieht man dies Gemenge nur noch als Zwischenfrucht.

Zusatz von Heinrich Böning, geb. 20.02.1908
Seit etwa 1955 werden auch Rüben angebaut. Leider ist der Transport der Rüben bis nach Nörten sehr weit. Da aber das Rübenblatt für die Milchkühe sehr wertvoll ist möchten wir von dem Anbau der Rüben nicht mehr abgehen.

Es werden aber auch viele Kartoffeln angebaut. Da in der Stadt nicht sehr viele Kartoffeln gegessen werden, wird der Anbau wohl nachlassen. Sie kosteten im Herbst frei Keller 5,50 M.

Für die Schweine werden schon Kartoffeln mit einem Dämpfer eingedämpft und in Kartoffelsilos eingesammelt.

An Dünger wird das vielfache wie früher gestreut. Man nimmt Mischdünger, in dem alle Nährstoffe vorhanden sind, z.B. 12 % N. 12 % p. 20  % Ka. Die Ausgaben für den Morgen betragen für Dünger etwa 40 M im Durchschnitt.

Teilnahme an Kriegen
Es ist anfangs schon erwähnt, daß Heinrich Hahne (1812) an dem Zuge nach Rußland teilgenommen hat und Friedrich Günther bei Waterloo mitkämpfte. Unter den Teilnehmern im Jahre 1848 in Holstein finden wir Friedrich Teipel aus Potzwenden. Bei Langensalza (1866) hat kein Potzwender mitgekämpft.

Dagegen hat an dem Krieg 1870/71 Heinrich Günther und Karl Apenberg teilgenommen. Sämtliche bis jetzt Erwähnte sind wieder in die Heimat zurückgekehrt.

Im (Ersten) Weltkrieg hatte Potzwenden weniger Glück. Karl Büermann, Gefreiter im Kaiser Franz Regiment, wurde in Rußland vermißt und Hermann Wendhausen erlitt in Belgien eine derartige Verwundung am linken Arm, daß ihm die Hand mußte abgenommen werden. Die anderen Kriegsteilnehmer haben nicht direkt an der Front gekämpft. Friedrich Huch, Munitionsfahrer beim Fußartellerieregiment Nr. 10 ist unversehrt wieder gekommen.

Gastwirtschaften und Schützenfeste
Wann die erste Gastwirtschaft eingeführt wurde, ist vorläufig nicht festzustellen. Wir wissen nur, daß schon 1859 Friedrich Günther Haus 3 diesen Betrieb hatte. 10 Jahre später mußte derselbe sie aber wieder aufgeben, da er mit seiner Familie nach seinem Geburtshofe in Landolfshausen zog und nur seinen 20-jährigen Sohn Heinrich zurück ließ.

Sein Nachbar Klemme Haus Nr. 4 nahm ums Jahr 1870 die Gastwirtschaft wieder auf, mußte sie aber nach einigen Jahren wegen unordentlichen Lebenswandel wieder abtreten. Hof und Gastwirtschaft übernahm nun Wedekind. Auch er führte einen unordentlichen Lebenswandel, infolgedessen mußte er seinen Hof auch verkaufen. Die Gastwirtschaft ging aber ein. Bis auf den heutigen Tag ist im Dorfe auch keine wieder eingeführt.

Im Sommer 1850 fand mitten im Dorfe ein Schützenfest statt. Vielleicht war es das erste.

Ein anderes Schützenfest sollte im Juni 1866 stattfinden. Das Zelt lag schon vor dem Güntherschen Hofe zum Tanzen bereit. Da sollte es anders kommen. Das Zelt wurde nun ein Nachtquartier für die preußischen Truppen, die auf dem Marsche nach Süddeutschland waren.

Eine interessante Begebenheit soll an dieser Stelle erwähnt werden. Gleich nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Preußen und Hannover hieß es :„Die Preußen kommen und nehmen das Vieh mit“. Um wenigstens die Arbeitsochsen zu retten, zogen die Bauern mit denselben in die nahen Wälder. Als sich aber am Abend kein Preuße sehen ließ, kehrten unsere Bauern wieder heim. Als einige Tage später preußische Infanterie in einer Stärke von ca. 250 Mann für eine Nacht in Potzwenden Quartier bezogen und unsere Einwohner die Disziplin sahen, die in der Truppe herrschte, verschwand alle Preußenfurcht.

An einem der Schützenfeste schenkte der Gastwirt Günther der Gemeinde Potzwenden eine schöne hannoversche Fahne. Sie ist später abhanden gekommen.

Im Sommer 1875 hielt der Gastwirt Huch aus Falkenhagen auf dem Potzwenderberge ein Schützenfest ab. Getanzt wurde auf freier Erde um eine Eiche.

Am 16. Juni 1901 fand auf der jetzt Zapfeschen Wiese im Dorfe das letzte Schützenfest statt, welches 2 Tage dauerte. Leider war das Wetter etwas regnerisch. Trotzdem war das Fest gut besucht. Den Ausschank hatte der Gastwirt Casper in Falkenhagen.

Zusatz vom Sohn
Das nächste Schützenfest fand am 5. und 6.6.1955 statt, wieder auf derselben Wiese. Den Ausschank hatte der Gastwirt Werner Kolle. Sein Großvater hat dieselbe Wirtschaft von Casper vor vielen Jahren gekauft. Veranstaltet war das Fest von der Freiwilligen Feuerwehr Falkenhagen / Potzwenden. Auch in diesem Jahr war es in der Zeit regnerisch. An den Festtagen war es gerade schön, man konnte zufrieden sein.

Kolle soll eine Unmenge Bier ausgeschenkt haben. Schon Wochen vorher wurde Reklame gemacht. Es wurden Transparente über die Straße gehängt und tausende Programme in der Menge verteilt. Am Sonnabendnachmittag war eine Feldbesichtigung. Es waren einige Landwirte aus Groß Lengden und Falkenhagen gekommen. Schon Sonnabendabend waren die Zelte voll besetzt.

Sonntagmorgen um ½ 9 begann eine Feuerwehrübung unterhalb des Dorfes, zu der 15 Wehren eingeladen waren. Nach Schluß der Übung wurden einige Reden gehalten. Es sprachen: Brandmeister Koch Falkenhagen, Kreisbrandmeister Mühlhausen Rosdorf, Landwirt Grothei Herberhausen und der Bürgermeister Böning hier. Zur Kinderbelustigung hatte Franz Zapfe einige Ponies für den Nachmittag zur Verfügung gestellt.

Am 2. Tag war Schießen auf dem Stand von Sattenhausen. Schützenkönig wurde Otto Müller aus Falkenhagen. Am Abend wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Es klappte wohl nicht so wie es wohl sollte. Im Allgemeinen konnten Veranstalter und Gäste wohl zufrieden sein.

Namensursprung und Beschreibung der Umgebung
Nach den Kirchenbüchern hieß unser Dorf vor etwa 300 Jahren Bothswenden. Die Sage, daß ein Landgraf mit seinen Kriegern hier durchmarschiert ist und als er wegen vielen Hecken und Buschwerk nicht hat weiter können, ausgerufen hat „Potz, wollen wir wenden“ hat keinen geschichtlichen Wert und daher mit dem Namen des Dorfes nichts zu tun.

Wer heute unseren Ort besucht, kann sich keinen Begriff davon machen, wie derselbe um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aussah. Ein lehmiger Weg führte durch das Dorf, der nach längerem Regenwetter mit dem Wagen kaum passierbar war. Zu beiden Seiten des Weges (Dorfstraße konnte man den Weg kaum nennen) waren Weidenstände, von denen jeder Bauer einen nutzte.

Über diese Nutzung mag es zu Uneinigkeiten gekommen sein. Die Weiden wurden deshalb umgehauen und jede brach liegende Fläche im Dorfe von der Realgemeinde mit Zwetschgenbäumen bepflanzt. Die Zwetschgen wurden von den Realberechtigten gemeinsam geerntet, in manchen Jahren auch verkauft.

Der jetzige Huchsche Garten war früher ebenfalls im Eigentum der Realgemeinde und mit Bäumen bepflanzt.

Im Eigentum der Gemeinde befand sich auch die Wiese im Dorfe, die in 8 Parzellen geteilt war. Hatte z.B. jemand in einem Jahr die unterste Parzelle im Nutzen, so bekam er im folgenden Jahr die angrenzende. Im Dorf wurden die Wiese nicht gedüngt und lieferte nur dürftige Erträge.

Verfolgt man den durchs Dorf führenden Weg in Richtung nach Falkenhagen weiter, so sieht man heute zwischen der Landstraße und der Rümenapfschen Brücke einen Graben, der bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts als Fuhrweg diente. Mag er früher auch in besserer Ordnung gehalten sein, so zeugt er doch von den einstigen schlechten Verkehrswegen.

Ein solcher Graben, der früher auch als Gemeindeweg befahren wurde, befindet sich südlich des alten Kommunalweges am Böningsberge. Für die zu den späteren Wegen abgetretenen Grundstücke erhielt der damals hier wohnende Bauer Friedrich Günther einen Platz im Dorfe zur Anlage eines Gemüsegartens und der Bauer Andreas Günther von der Wiese im Dorfe einen Anschnitt um seinen Grasgarten entschädigt.

Wir betreten nun noch ehe wir die Höhe zwischen Potzwenden und Falkenhagen erreicht haben, die Feldmark des letztgenannten Dorfes. Ist doch dasselbe in mancher Beziehung mit Potzwenden verbunden. Da aber Falkenhagen in früherer Zeit eine größere Veränderung erfahren hat als heute, gehen wir über ein halbes Jahrhundert zurück und versetzen uns im Geist in den Monat Mai 1881. Ein Mai, in dem ein Tag so schön war wie der andere, leider war auch die Trockenheit die Ursache einer sparsamen Ernte. Nur einige hundert Meter östlich von dem Böningschen Hofe in Potzwenden betreten wir einen Eichenwald. Es herrscht im Walde reges Leben. Der dritte Teil der Einwohner Falkenhagens und viele auswärtige Arbeiter waren mit dem Fällen der Eichen und dem Aufborken derselben beschäftigt. Die Borke kam in die Gerberei, sie wurde damals gut bezahlt. Das Abtreiben der Eichen stand mit der Gemeinheitsteilung und Verkuppelung im Zusammenhange. Grund und Boden kam in die Koppelmasse.

Am Eingange des Dorfes angelangt, werfen wir einen Blick über den Teich hinweg auf den Friedhof; er muß deshalb hier erwähnt werden, weil auf demselben auch die Toten von Potzwenden ruhen. Er ist ums Jahr 1833 angelegt, hat aber nach und nach viele Erweiterungen erfahren. 1866 bekam er einen Anschnitt an der nordwestlichen Ecke und 1870 einen an der nordöstlichen. Bei der Überweisung der neuen Koppeln im Jahre 1882 wurde auch seiner gedacht, es wurde ein etwa 10 m langer Streifen an der südwestlichen Grenze dem Friedhof angeschlossen. Der neue Abschnitt ist aber erst 1910 seiner Bestimmung übergeben.

Von Gräbern auf dem alten Friedhofe bei der Kirche ist heute nichts mehr zu sehen. Die Kirche scheint schon alt zu sein. Über einem Fenster steht die Jahreszahl 1598, die Orgel ist 1860 erbaut, 1877 aber fast neu umgestaltet. Erster Organist war der Lehrer Rogge.

Die Schule in der Mitte des Dorfes ist 1848 erbaut. Die vorige hatte ihren Eingang von dem Tie aus. Man dachte damals wohl nicht, daß noch vor Ablauf eines Jahrhunderts ihre Stunde schlagen würde. Seit Januar 1938 ziert eine schöne Schule am südwestlichen Eingange des Dorfes unseren Ort. Unserem jetzigen Lehrer, Herrn Garbelmann, gebührt nicht nur der Verdienst, den Bau der Schule veranlaßt zu haben, sondern er hat sich auch die Mühe nicht verdrießen lassen, die Baukosten auf Null herabzudrücken ???.

Haben wir jetzt von unserem Dorfe aus einen Spaziergang nach Osten gemacht, so wollen wir auch einen solchen nach Norden unternehmen. Hier treffen wir in einer Entfernung von 3 km auf Landolfshausen.

Eine schöne Landstraße führt seit fast einem halben Jahrhundert dahin. Früher war es nicht so. Der Fußweg erreichte auf Umwegen das Dorf und wer den Fußweg wählte, hatte manches mal den Graben zu überspringen, der mehrmals von einer Seite nach der anderen den Wiesengrund durchquerte.

Hier in Landolfshausen ist unsere Mutterkirche. Wer von den hiesigen Einwohnern in Potzwenden geboren oder als kleines Kind nach hier umgezogen ist, ist in dieser Kirche konfirmiert. Bemerkt sei an dieser Stelle, daß diese Kirche in den Jahren 1795-1798 an Stelle der alten Kirche St. Peter erbaut ist. Manchem, der nach Landolfshausen wandert, werden die Klänge der Kirchenglocken, die so schön zwischen den Bergen widerhallen, das Gemüt bewegen.

Seit einigen Jahrzehnten verbindet uns mit Landolfshausen auch eine genossenschaftliche Spar- und Darlehnskasse.

Wir kehren nun wieder ins Dorf selbst zurück.

Es hat 37 Einwohner. Die Einwohnerzahl im Jahre 1848 betrug 54. Der Rückgang der Einwohnerzahl ist wohl darauf zurückzuführen, daß von den 8 Bauernhöfen 2 eingegangen sind. Die Gebäude derselben anfänglich noch von Mietern bewohnt, sind später abgebrochen. In den Nachbardörfern hat die Einwohnerzahl ebenfalls abgenommen. Falkenhagen, das im genannten Jahr 212 Einwohner hatte, zählt heute kaum noch 150.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts klappte in Potzwenden wie auch in Falkenhagen fast in jedem Hause der Webstuhl. Wie die Leinenweberei sich nicht mehr lohnte, zogen die Einwohner anfänglich nach Amerika, später nach Hannover. Als auch der Steinbruchbetrieb aufhörte, waren außer einigen Gewerbetreibende die Einwohner auf die Landwirtschaft angewiesen.

Der Hirte Heinrich Illemann hierselbst mußte am 31. März 1887 sein Hörn an den Nagel hängen, da die wenigen Familien einen Hirten nicht mehr lohnen konnten.

Die Größe der Feldmark Potzwenden beträgt 74 h. Die Länderei vor dem Hengstberge ist in den letzten Jahren vielfach in Wiesen und Weiden umgewandelt, da die Produktionskosten auf dem schwer zu bearbeitendem Boden groß, hingegen auf den Wiesen und Weiden gering sind.

Alle 5 Erbhofbauern, die hier vorhanden sind, haben Grundbesitz in den benachbarten Feldmarken liegen.

Der gesamte Grundbesitz der 5 Erbhofbauern beträgt wie folgt:

  • August Rümenapf          22 ha   25 ar   21 qm
  • Fritz Huch                      13         66       19
  • Wilhelm Wendhausen    24         69       16
  • Heinrich Rode                13         60       89
  • Heinrich Böning             26         10       24

Keine Erbhöfe haben

  • Franz Zapfe
  • Ida Windel

Am 1.12.1919 waren in Potzwenden vorhanden

  • 13 Pferde
  • 42 Stück Rindvieh
  • 28 Schafe
  • 41 Schweine
  • 9 Ziegen
  • 17 Kaninchen
  • 37 Gänse
  • 188 Hühner

Am 4.12.1939 waren in Potzwenden vorhanden

  • 17 Pferde
  • 70 Stück Rindvieh
  • 44 Schafe
  • 243 Schweine
  • 3 Ziegen
  • 23 Gänse
  • 438 Hühner
  • 4 Truthähne

Es sei noch bemerkt, daß 1919 8 Arbeitsochsen vorhanden waren. 1939 keine.

Im Sommer 1939 waren 21 Pferde vorhanden. Bei der Aushebung am 26.August 1939 wurden 5 Pferde zu militärischen Zwecken ausgehoben.

Radolfshausen
Gericht und Verwaltung war noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Radolfshausen. Hierher gehörten die Dörfer Landolfshausen mit der Trudelfshäuser Mühle, Falkenhagen mit der Grundmühle. Potzwenden und Riekenrode. Es mögen vorher auch noch andere Dörfer zu Radolfshausen gehört haben. Wann diese Dörfer zu Göttingen gelegt sind, darüber liegen hier keine Schriftstücke vor. Noch vor einigen Jahrzehnten wurde der letzte Amtmann Rodewald viel erwähnt.

Schon vor der Zulegung dieser Dörfer zu Göttingen sollen die Potzwender geäußert haben, sie wollten nicht nach Göttingen, weil das zu viel Geld kostete.

Als früher die Aushebung zum Militär viel von der Losnummer abhing, sagte man Losen. Die Losung war 1855 noch in Radolfshausen. 1859 schon in Göttingen. In Radolfshausen war auch die Domäne, wohin die Amtseingesessenen Hand- und Spanndienstpflicht, auch gesetzpflichtig waren. Später wurde diese Dienstpflicht in Getreidelieferung umgewandelt. Daß hier nicht das beste Getreide zu genommen wurde, ist selbstverständlich. Denn es hieß „Rüben, Trespen ??? und Vogelwicken müssen wir nach dem Amte schicken“.

Die Verwaltung der Gemeinde und Kirche
Die Gemeindebeamten

Im Anfange des vorigen Jahrhunderts wurde für alle 2 Jahre ein Vorsteher gewählt. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde in Zeiträumen von 6 Jahren ein Beigeordneter gewählt. Solche waren:

  • 1866 – 1872 Heinrich Teipel
  • 1872 – 1878 Karl Büermann
  • 1878 – 1S84 Heinrich Böning
  • 1884 – 1890 Friedrich Huch
  • 1890 – 1896 Wilhelm Wendhausen

Von jetzt ab war die Tätigkeit des Beigeordneten …

Kirchenvorsteher:

  • 1864 – 1870 Heinrich Teipel
  • 1870 – 1876 Karl Büermann
  • 1876 – 1882 Heinrich Böning
  • 1882 – 1888 Hans ??? Büermann
  • 1888 – 1894 W. Teipel
  • 1894 – 1900 F. Huch
  • 1900 – 1906 K. Büermann
  • 1906 – 1912 W. Teipel
  • 1912 – 1920 H. Böning
  • 1920 – 1926 F. Huch
  • 1926 – ? W. Wendhausen
  • A. Rümenapf

Einen Bürgermeister gab es in Potzwenden bis zum Jahre 1895 noch nicht. Der Bauermeister Meyer in Falkenhagen, der sein Amt jahrzehntelang verwaltet hatte, mußte dasselbe wegen hohen Alters und auch wegen Wegzuges 1895 niederlegen. Es mußte ein anderer Bauermeister gewählt werden. Es stellte sich jetzt als ein … heraus, daß Potzwenden, das eine Gemeinde für sich war, ihren Bauermeister in Falkenhagen wohnen hatte. Im Oktober 1895 fanden die Bauermeisterwahlen statt. In Falkenhagen wurde H. Teipel und in Potzwenden Heinrich Böning gewählt. Derselbe war bis zu seinem 80.sten Lebensjahre im Amte. Im Herbst 1919 wurde sein Sohn gleichen Namens Bauermeister und im Herbst 1933 dessen Sohn, der auch wieder Heinrich Böning heißt, für dieses Amt gewählt.

Der Titel Bauermeister sollte zuerst in Dorfschulze umgewandelt werden, schließlich wurden aber doch die Dorfgemeinden den nicht kreisfreien Städten gleichgestellt und der Name Bürgermeister festgelegt.

Im Jahre 1885 wurde der erste Heinrich Böning als Kreistagsabgeordneter. Durch seine Energie kam die Landstraße durch unser Dorf zustande. 2000 m Straße zu bauen war ja für Potzwenden ein großes Unternehmen, was ja auch einige Potzwender Bauern zu Bedenken Anlaß gab. Als aber der Bau der Straße beschlossen war, waren auch sämtliche Bauern für diese Sache begeistert. … Noch aber handelte es sich darum, daß die Straße, wenn sie von den Potzwenden gebaut war, von dem Kreise auch übernommen wurde. In dieser Beziehung hat der Oberförster Meyer in Radolfshausen, der eine gute Holzabfuhr aus seinen Forsten haben wollte, vieles geleistet.

Zuerst ging es im Jahre 1895 an den Bau der Straße durch das Ricklingeröder Feld. Hier stieß man auf Widerstand. Es hatte viele Mackenröder nach und nach in der Ricklingeröder Feldmark Ländereien gekauft. Diese Mackenröder sagten nun :“Wir bezahlen zu dem Straßenbau nichts, wir gehören zu Gr. Lengden und zahlen dahin unsere Steuern“. Als noch die Grundsteuer an den Staat abgeführt wurde, war es ja einerlei, zu welcher Gemeinde sie gehörten.

In den Jahren 1896 wurde die Landstraße innerhalb der Feldmark Potzwenden in einer Länge von 500 m ausgebaut und zwar von der Feldmark Falkenhagen bis an die Südgrenze des Dorfes 1896 das Dorf 1897 und von der Nordgrenze des Dorfes bis an die Feldmark Landolfshausen 1898.

Die Grundstücke, welche zum Bau verwandt wurden, wurden angekauft. Die Steine zur Packlage ließ die Gemeinde auf ihrem Grundstück am östlichen Abhang des Potzwenderberges brechen. Als Decke wurden Kalksteine aus dem Hengstberg, Distr. 33. verwandt, welche von dem Fiskus gekauft werden mußten. Die Anfuhren sämtlicher Steine wurden von den Bauern selbst geleistet und zwar im Verhältnis ihrer Steuerkraft.

Der Unternehmer des Straßenbaues war der Schachtmeister Heinrich Tüpper in Gr. Lengden. der unter Aufsicht des Landstraßenaufsehers Hoppert in Göttingen stand.

Aus der Gemeindekasse mußte bar bezahlt werden: Die angekauften Grundstücke, die Kalksteine, der Schachtmeister Tüpper und die Beaufsichtigung.

Die Abfindung zwischen der Gemeinde Potzwenden und dem Forstfiskus zu Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts
Sämtliche in Potzwenden wohnenden Familien hatten die Berechtigung, an jedem Mittwoch und Sonnabend im Potzwenderberge Holz zu lesen, auch die Schweine und Kühe durch den Gemeindehirten in diesem Fortsorte zu hüten Der Forstfiskus stellte nun den Antrag, diese Berechtigungen aufzuheben und dafür die Potzwender an Grundstücken zu entschädigen.

Zugleich kam es auch zum Austausch von Grundstücken. Die Gemeinde Potzwenden hatte etwa (12 Morgen) an der südwestlichen Ecke der Feldmark, dicht vor dem Hengstberge, liegen. Dieses Grundstücke trennte die Forstorte Potzwenderberg vom Apenberg. Dem Fiskus war daher viel an der Erwerbung dieses Grundstückes gelegen. Wiederum hatte Potzwenden gern das dicht westlich am Dorfe gelegene ebenfalls 12 Morgen große Grundstücke, bisher nur zur Weide benutzt, als Eigentum.

Abfindung und Tausch kamen zustande, im Frühjahr 1885 wurden die Eichen niedergehauen und die Sonne schien nun jahrelang auf eine der Realgemeinde Potzwenden gehörende sonnige Weidefläche. Eine schöne Buche, die stehengeblieben war, ist vor einigen Jahren vom Sturm zerschmettert.

Die Gemeinheitsteilung (Aufteilung der Ländereien, meist aus Weide, Wald oder Ödland bestehend, die den Mitgliedern der Gemeinde zur gemeinschaftl. Nutzung zustehen, und deren Überführung in Privateigentum) und Verkuppelung
Als es im Jahr 1898 zur Gemeinheitsteilung kam, wurden von derselben erfaßt: Die Zwetschenbestände und sonstige brach liegende Grundstücke im Dorfe; sie wurden an die am nächsten liegenden Höfe angeschlossen. Von der Wiese im Dorfe wurde einem jeden der 8 Realberechtigten der 8te Teil als Eigentum überwiesen. Bislang hatten sie mit ihren Plätzen gewechselt. Von dem Hirtenberge, auf dem jeder 1/8 in Benutzung hatte, wurden einige Berechtigte anderweit entschädigt. Der Rest wurde einigen Realberechligten als Eigentum überwiesen.

Einige im Ricklingeröderfelde liegende Grundstücke wurden von der Gemeinheitsteilung ebenfalls erfaßt. Den größten Wert aber hatte die Verteilung des zu Potzwenden gehörenden Potzwenderberges. Da jedem ein Teil als Eigentum zugewiesen war, wurden zuerst die eben gelegenen Grundstücke unter den Pflug genommen und als man nun die reichen Erträge sah, vor einigen Jahren auch von Böning einen schiefen Bergesabhang. Nur Stellen, wo Felsen … oder Lehmgruben vorhanden sind, sind im Eigentum der Realgemeinde verblieben. So ist denn der grüne Eichenwald zuerst von einer Weidefläche und diese wiederum von wogenden Ährenfeldern verdrängt.

Die Entwicklung der Landwirtschaft
Mit dem Steigen der Produktionskosten hielten die Getreidepreise nicht gleichen Schritt. Als im Anfange 18. Jahrhunderts die Schutzzölle für Getreide gesenkt wurden, fand sogar ein Fallen der Getreidepreise statt. Nur durch Steigerung der Ernteerträge ist der Getreidebau lohnend geworden.

Bei der Viehhaltung war es anders. Arbeitsochsen, die bis vor 20 Jahren hier viel gehalten wurden, stiegen von 1870-1900 um das doppelte im Preise. Im Februar eines jeden Jahres begann hier ein reger Handel mit ihnen.

Es soll hier hauptsächlich erwähnt werden, wie sich die Fütterung des Rindviehs, namentlich in Potzwenden vereinfacht hat. Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das Stroh auf einer Häcksellade zerkleinert. Wer nicht über genügend eigene männliche Arbeitskräfte verfügte, hielt sich manchmal im Winter Häckselschneider vom Untereichsfelde, welche billig arbeiteten.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts schaffte sich H. Teipel hier die erste Häckselmaschine an. die mit der Hand gedreht wurde. Mit dieser konnte man mehr leisten. Diesem guten Beispiele folgten die anderen Bauern auch bald. Der Handbetrieb wurde jedoch bald durch den Gögelbetrieb abgelöst. Jetzt ist auch der Gögel von den Höfen verschwunden und an seine Stelle der Elektromotor getreten.

Es ist aber tragisch, daß jetzt, wo das Heckselschneiden so leicht geht, mit dem Rindvieh lang gefüttert wird. Nur das Pferdefutter wird mit einer vervollkomneten Maschine der Spar- und Darlehnskasse Landolfshausen geschnitten.